Viele wissenschaftliche Einrichtungen bereiten sich gerade auf die Ausschreibung zur Nationalen Forschungsdateninfrastruktur vor (Mehr dazu gibt es bei der DFG und bei forschungsdaten.org). Es stellt sich aber doch die Frage, was für die kleinen Universitäten in diesem Spiel zu gewinnen und was zu verlieren ist.
Auf der positiven Seite wird eine NFDI den Universitäten Arbeit abnehmen, indem weniger Ressourcendruck in den eigenen Rechenzentren und Bibliotheken erzeugt wird. Derzeit speichern wir alle Forschungsdaten intern ab und benötigen dafür Speicherplatz, den wir vom Sitzland finanziert bekommen. Für DFG-Anträge ist es mittlerweile notwendig, eine Forschungsdaten-Policy abzugeben, aber die dafür notwendige Infrastruktur kann nicht aus dem Projekt bezahlt werden -- sie muss bereits an der Universität vorhanden sein.
Das Bundesland zahlt also diese Informationstechnologie, als Voraussetzung, an der Forschung teilnehmen zu können. Es geht aber wie immer nicht nur um die Hardware. Viel wichtiger für den Umgang mit Forschungsdaten sind die Gewährleistung von Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Integrität der Daten. Dies wird durch mit Personal betriebene IT-Sicherheit des Universitätsrechenzentrums sichergestellt, auch dies eine Infrastrukturaufgabe. Wer Forschungsdaten ablegt, hat auch Fragen und Bedürfnisse: damit braucht es eine Hotline für Forschende, die immer dann arbeitet, wenn auch die Wissenschaftler arbeiten -- also immer...
Wenn die Repositorien in der NFDI also von jemand anders als von uns Universitäten betrieben werden, sparen wir diesen Aufwand und die damit verbundenen Kosten. Da die NFDI-Konsortien sich gerade entlang von Fächern organisieren, können im besten Fall die Fragen und Bedürfnisse der Forscher bezüglich des Umgangs mit dem Repositorium durch Fachwissenschaftler beantwortet werden, was wahrscheinlich inhaltlich besser ist als die Betreuung durch unser technisches Personal.
Gibt es also auch eine negative Seite? Wie immer, ja. Diese findet sich weniger im operativen Umgang, sondern in der Frage der strategischen Behandlung durch die Universitäten.
Durch die Speicherung der Daten außerhalb der Universitäten werden wir den operativen, möglicherweise auch den rechtlichen Zugang zu Forschungsdaten an eine andere Körperschaft übergeben. Zum Einen stellt sich damit die Frage, wer die Früchte der einzelnen Forschungsdaten ernten darf, zum anderen die Nutzungsrechte an dem Repositorium insgesamt.
Ad 1: Während man natürlich immer die einzelnen Forschungsdaten als Urheber selbst verwenden darf, kann es wie bei den Verlagen ein Nutzungs- und Weiterverkaufsrecht geben. Vermutlich wäre dies die Gegenleistung für eine kostenlose Speicherung der Daten im Repositorium.
Ad 2: Weit interessanter wird aber natürlich Big Data. Wir können derzeit nur vermuten, welche Forschungsmöglichkeiten es geben wird, wenn wir sehr viele Forschungsdaten an einem Ort durchsuchbar und aggregierbar machen können. Diese Auswertungsmöglichkeiten werden zu aller erst dem Repositorium und seiner es verwaltenden Organisation offen stehen. Vermutlich ist dies der größte Schatz, den es wissenschaftlich in diesem Bereich zu heben gilt. Wenn Sie eine Max-Planck- oder Helmholtz-Einrichtung sind, welche ein Fachrepositorium betreibt: das ist Ihr Lohn. Wenn Sie eine Universität sind, die Einzeldaten in ein solches Fachrepositorium hochlädt: das wäre Ihr Preis gewesen...
Aber vielleicht kommt alles anders und schlaue HochschulmanagerInnen machen gute Kooperationsverträge...
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