Digitalisierung ist ein Begriff, der einen Verlauf beschreibt. So wie Bewegung oder Veränderung.
Es beginnt bei einem Istzustand, von dem aus man bewegt, verändert oder digitalisiert, und endet hoffentlich bei einem erwünschten Sollzustand. Man bewegt sich -- von Zuhause zur Arbeit, von A nach B, von einer alten Position weg. Man verändert etwas -- die Möbel vom Wand zum Fenster, die eigene Haltung zum Sport, die Inhalte einer alten Vorlesung. (Man digitalisiert -- sich? etwas?)
Wir digitalisieren eine Universität.
Es gibt (oder gab) also einen nicht-digitalen Ist-Zustand, der als alt, unflexibel, aufwändig, nicht effizient und nicht effektiv angesehen wird. Digitalisierung ist der Prozess, der uns von diesem Zustand wegführt. Manchmal in gerader Linie, sehr häufig schlängelnd, vor und zurück, insgesamt aber nach vorne, in die Zukunft. Irgendwann (?) erreichen wir den zu Anfang gewünschten Zustand -- digital diejenigen Prozesse, die wir wollen; nicht digital, vieles andere (z.B. Lehre mit echten Menschen auf einem echten Campus).
Und dann?
Nehmen wir einmal an, wir haben alles. Forschungsdatenmanagement als Rückgrat für unsere Forscherinnen und Forscher: von elektronischen Laborbüchern über Datenrepositorien zu Open Access Journalen. Digitale Lehre in ganzer Schönheit: Flipped Classroom, MOOCs, Learning Analytics, funktionierendes Campus Management. Was werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, was die Dozentinnen und Dozenten damit anfangen? Wird alles anders?
Wer forscht, möchte eigentlich in Ruhe gelassen werden und sich darauf konzentrieren. Im Humboldtschen Sinne möchte man gleichzeitig in der Lehre mit Studierenden diskutieren, sie einladen in seine eigene Wissenschaftswelt und sie dadurch teilhaben lassen. Ihre Kreativität und Neugier soll die eigene Leidenschaft befruchten, ein Funke soll überspringen und die nächste Generation an die Wissenschaft heranführen. So macht Wissenschaft in Forschung und Lehre Spaß.
Das galt vor der Digitalisierung und nach der Digitalisierung immer noch. Informationstechnologie (Tools, Apps) ist kein Selbstzweck und wird dort am besten angenommen, wo sie im Hintergrund, ruhig und störungsfrei läuft. Manchmal vergessen wir das und schauen zu sehr auf die Technologie -- derzeitiger Hype: die Einbindung von Blockchain. Die post-digitale Universität wird sich dadurch auszeichnen, dass sie als Plattform, Backbone, Infrastruktur funktioniert, so wie Strom und Telefon.
Das heißt aber auch, dass wir jetzt anfangen müssen, Strategien für die post-digitale Universität zu entwickeln, die Technologien als gegeben, präsent und verfügbar annimmt. Und sich dann überlegt: wie soll meine Universität im Jahr 2030 aussehen?
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