Eine aktuelle Frage, die mir als CIO gestellt wird, ist ob und wie Forschende, Lehrende, Studierende und die Verwaltung Zugang zu generativen KI-Anwendungen erhalten können. Dabei geht es nicht um die Nutzung von KI innerhalb der Hochschule (wie hier für Studium und Lehre beschrieben), sondern schlicht um eine ungefilterte Möglichkeit, Texte, Daten und Grafiken mit Hilfe von KI zu erstellen oder zu verbessern. Vor allem für Forschende ist es interessant, das Schreiben von wissenschaftlichen Texten, von Programmiercode oder Datenauswertungen zu beschleunigen. Und die versprochenen Produktionsgewinne von KI für Verwaltungen könnten gerade in Hochschulen viel bewirken.
Was kann die Hochschule unternehmen? Eine direkte Möglichkeit wäre, allen Hochschulangehörigen einen persönlichen ChatGPT Plus Tarif für 20 USD pro Monat zur Verfügung zu stellen. Derzeit (Januar 2024) werden von OpenAI aber keine Campuslizenzen für Universitäten angeboten und eine rasche Berechnung ergibt für 1000 Verwaltungsmitarbeitende Kosten von 240.000 EUR p.a. und für 10.000 Studierende 2.4 Mio EUR p.a. Das übersteigt sicherlich das Budget fast jeder Hochschule.
Welche Alternativen gibt es? Das Abrechnungsverfahren von OpenAI funktioniert so, dass "pay per use" nach der Menge an Abfragen (bzw. Token) abgerechnet wird. Eine monatliche Flat-fee als Abonnement lohnt sich also nur, wenn man mehr Abfragen/Token absendet, als im Monatsbeitrag inkludiert ist. Das wird für die meisten Universitätsangehörigen nicht zutreffen. Einige Universitäten haben daher einen einzigen Pro-Account aufgebaut, über den alle Anfragen/Token aus der Hochschule gebündelt versendet werden. Die entstehenden Kosten können entweder zentral über die Hochschule gezahlt oder den Sendenden in Rechnung gestellt werden, sofern möglich. Beispiele sind HAWK, das z.B. in Hildesheim oder Ingolstadt eingesetzt wird, oder die Anbindung über Moodle und Azure wie bei der RWTH Aachen.
Wenn es nicht OpenAI sein muss: falls die Hochschule ohnehin schon Microsoft 365 im Einsatz hat, kann über Copilot for M365 auf Generative KI zugegriffen werden. Bei der häufigsten Campus-Lizenzvariante A3 ist der Zugriff über das Web bereits in den Lizenzkosten beinhaltet. Copilot Pro für die teurere Variante A5 kostet 20 USD pro Monat Aufpreis - erst dann gibt es Copilot für Word, Teams und Powerpoint. Google Bard ist derzeit in Deutschland noch nicht erhältlich. Meta Llama2 verfolgt einen anderen Ansatz; das Modell kann für Forschungszwecke heruntergeladen werden.
Was fällt auf? Alles ausländische Anbieter, d.h. es greifen AI Act, Digital Services Act, und DSGVO. für Urheberrecht und Datenschutz. Bei den einfachsten Lizenzen werden eingeschickte Daten, also z.B. auch Texte über neueste Forschung, vom KI-Server weiterverarbeitet. Ihr Inhalt ist ab dann für alle Nutzer weltweit zugänglich und beeinflusst alle Antworten der KI. Erst ab Enterprise Lizenzen gibt es Schutzverträge, welche eine Weiterverarbeitung regeln. Insofern muss dringend davon abgeraten werden, Forschenden und Mitarbeitenden in der Verwaltung personenbezogene Lizenzen zu beschaffen. Innerhalb eines Jahres weiß der KI-Server ansonsten mehr über die neueste Forschung in der Hochschule als deren Leitung...